Die Mitgliedstaaten der Europäischen Union haben sich auf die Abschaffung der bisherigen zollfreien Einfuhrgrenze von 150 Euro geeinigt. Das bedeutet, dass künftig auch die günstigsten Produkte beim Import in die EU verzollt werden – und zwar ab dem ersten Euro. Ziel der Initiative ist es, faire Wettbewerbsbedingungen für europäische und außereuropäische Händler zu schaffen, insbesondere gegenüber asiatischen Onlineplattformen. Laut EU-Kommission werden häufig Warenwerte in Zollpapieren absichtlich zu niedrig angegeben oder Sendungen künstlich aufgeteilt, um Abgaben zu vermeiden. Die neuen Regeln sollen diesen Missbrauch eindämmen und zugleich den Verpackungsmüll reduzieren.
Wann die neuen Regeln gelten und wie der Übergang verläuft
Die Reform ist an den Start einer neuen digitalen EU-Zollplattform gekoppelt, die bis 2028 in Betrieb gehen soll. Gleichzeitig planen die Mitgliedstaaten, bereits früher eine Übergangslösung einzuführen. Im Gespräch sind vor allem Maßnahmen für Niedrigpreis-Sendungen, da hier die meisten Manipulationen auftreten. Eine Pauschalgebühr von bis zu zwei Euro pro Paket aus Drittländern wird ebenfalls diskutiert. Damit könnten Preissteigerungen abgefedert und die Zollabwicklung vereinfacht werden.
Auswirkungen auf Temu, Shein, AliExpress und andere Plattformen
Für Billigplattformen bedeutet die Reform einen deutlichen Einschnitt, da ihre Preisstrategie bisher auf extrem niedrigen Endpreisen beruhte. Höhere Zölle und strengere Kontrollen erschweren das künstliche Aufsplitten von Bestellungen. Viele Händler dürften gezwungen sein, Lager in der EU aufzubauen und die Verzollung selbst zu übernehmen. Für Kunden könnte das mehr Transparenz beim Endpreis bringen, aber auch weniger Gratisversand und Sonderaktionen. Große Marktplätze wie Amazon oder Etsy, die bereits innerhalb der EU lagern, könnten hingegen profitieren.
Was Behörden und Handel sagen
EU-Finanzminister betonen, dass die Maßnahme faire Konkurrenz und besseren Verbraucherschutz fördern soll. Handelsverbände sehen darin einen „ersten Schritt“ gegen die Flut billiger Kleinsendungen fragwürdiger Qualität. Verbraucherorganisationen warnen zudem, dass Waren unter 150 Euro oft nicht den EU-Sicherheitsstandards entsprechen, und fordern mehr Verantwortung von Online-Plattformen. Große Unternehmen wie Amazon begrüßen zwar die Betrugsbekämpfung, mahnen aber zugleich klare und einheitliche Regeln an. Die EU setzt auf Digitalisierung, um Bürokratie zu reduzieren und den Zollprozess zu beschleunigen.
Was Käufer jetzt beachten sollten
Vor dem Inkrafttreten der Übergangsphase lohnt es sich, die Preisstruktur und Versandbedingungen der Plattformen zu prüfen. Käufer sollten darauf achten, ob die Zölle und Steuern im Endpreis enthalten sind, und Rechnungen digital aufbewahren. Bestellungen aus EU-Lagerhäusern sind oft bereits verzollt. Außerdem ist es sinnvoll, bei mehreren Artikeln lieber eine gemeinsame Sendung zu wählen, um unnötige Gebühren zu vermeiden.
— Wichtige Schritte für Verbraucher:
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Händler mit EU-Versand und „duty paid“-Option bevorzugen;
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Aufsplitten großer Bestellungen vermeiden;
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Sicherstellen, dass Zoll und MwSt. im Preis enthalten sind;
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Zahlungsnachweise und Rechnungen speichern;
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Auf Mitteilungen des Zolls achten.
Überblick der wichtigsten Reformpunkte
| Punkt | Aktueller Stand | Geplante Änderung |
|---|---|---|
| Zollfreigrenze | Bis 150 € pro Sendung | Abschaffung, Zoll ab 1 € |
| Starttermin | Gilt aktuell | Übergangsphase früher, Vollstart ~2028 |
| Pauschalgebühr | Keine | Diskussion über bis zu 2 € pro Paket |
| Ziel | Vereinfachung kleiner Importe | Fairer Wettbewerb, weniger Betrug |
| Betroffene Plattformen | Alle grenzüberschreitenden Anbieter | Temu, Shein, AliExpress, Marktplätze u. a. |
Zukunft des Online-Shoppings in der EU
Da die endgültigen Gesetzestexte noch abgestimmt werden müssen, bereitet sich der Markt auf verschiedene Szenarien vor. Sollte die Pauschalgebühr eingeführt werden, bleiben Billigprodukte weiterhin attraktiv, doch der künstlich niedrige Preis verschwindet. Händler und Plattformen werden zunehmend als offizielle Importeure auftreten, was Kunden vor Nachzahlungen schützt. Strengere Sicherheitsvorgaben werden die Qualität der Produkte verbessern und die Transparenz erhöhen. Gewinner dieser Reform sind Anbieter mit EU-Lager und klarer Preisstruktur.
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