Berlin schließt das größte Flüchtlingszentrum im „Tegel“ – was sich jetzt ändert

Berlin schließt das größte Flüchtlingszentrum im „Tegel“ – was sich jetzt ändert

Der ehemalige Flughafen Berlin-Tegel wird in seiner derzeitigen Form als Flüchtlingsunterkunft bald geschlossen: Die Bewohner werden schrittweise umgesiedelt, und das Gelände wird für eine umfassende städtische Bebauung vorbereitet. Die Stadt setzt künftig auf eine dezentralisierte Unterbringung von Geflüchteten.

Dezentralisierte Unterbringung

„Tegel“ war ursprünglich als temporäre Registrierungs- und Erstaufnahmestelle gedacht, doch viele Ukrainer mussten dort jahrelang leben – meist in großen Zelten und Terminals. Ende des Sommers begann die Berliner Verwaltung mit der Umsiedlung der Bewohner in andere Unterkünfte, um das Zentrum bis Ende 2025 vollständig zu räumen. Laut der Senatsverwaltung für Arbeit, Soziales, Gleichstellung und Integration leben derzeit noch etwa 1.500 Ukrainer im „Tegel“, gegenüber rund 5.000 im Vorjahr. Da mittlerweile weniger Geflüchtete in Berlin ankommen, setzt die Stadt auf kleinere, über verschiedene Bezirke verteilte Unterkünfte.

Einschränkungen für Tierhalter und Umzug nach „Tempelhof“

Seit dem Sommer nimmt „Tegel“ keine neuen Flüchtlinge mit Haustieren mehr auf, um den Umsiedlungsprozess zu vereinfachen. Diejenigen, die bereits mit ihren Tieren dort lebten, werden in die Unterkunft auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens „Tempelhof“ im Süden der Stadt verlegt.

Leben im Hangar von „Tempelhof“ – Erfahrungen ukrainischer Geflüchteter

Der 45-jährige Wolodymyr aus der Region Poltawa hat sowohl in „Tegel“ als auch in „Tempelhof“ gewohnt. Seinen Worten nach teilen sich in der neuen Unterkunft 4–6 Personen ein Zimmer statt 8–12, und das Essen ist besser. Allerdings befinden sich Dusche und Toilette außerhalb der Unterkunft. Wolodymyr möchte bald eine eigene Wohnung finden, einen Sprachkurs besuchen und als Lagerarbeiter oder Busfahrer arbeiten – Berufe, die er bereits in der Ukraine ausgeübt hat.

Mehr Privatsphäre und Selbstständigkeit in kleineren Unterkünften

Der 18-jährige Viktor aus der Region Kyjiw lebte eineinhalb Monate im „Tegel“ und sah, wie drei große Zelte mit je 300–400 Plätzen abgebaut wurden. Schließlich wurde er in ein Wohnheim im Norden Berlins verlegt, das Platz für 450 Personen bietet – rund ein Drittel davon Ukrainer aus „Tegel“. Hier gibt es weniger soziale Kontakte, aber mehr Privatsphäre: Er und seine Freundin haben ein eigenes Zimmer und können in der Gemeinschaftsküche selbst kochen. Viktor konzentriert sich nun auf das Erlernen der deutschen Sprache, um sein Studium fortzusetzen oder eine duale Ausbildung zu beginnen.

„In kleinen Unterkünften gelingt Integration besser“

Auch der Berliner Senat betont die Vorteile kleinerer, dezentraler Einrichtungen: Die Belastung wird gleichmäßiger verteilt, und gute nachbarschaftliche Beziehungen entstehen. Insgesamt sollen 8.600 neue Plätze für Geflüchtete in verschiedenen Bezirken geschaffen werden.

Statt eines Massenlagers – ein neuer Stadtteil für Berlin

Das Gelände des ehemaligen Flughafens wird umgestaltet, denkmalgeschützte Gebäude werden saniert und erhalten. Im Terminal A soll künftig eine Hochschule einziehen. Im Rahmen des Projekts Urban Tech Republic entsteht auf über 200 Hektar ein Forschungs- und Industriepark für urbane Technologien. Parallel dazu wird das Schumacher Quartier gebaut – ein sozial-ökologisches Wohnviertel mit über 5.000 Wohnungen für rund 10.000 Menschen, Schulen, Kitas, Sportanlagen und einem Landschaftspark. Das Gesamtinvestitionsvolumen beträgt rund 8 Milliarden Euro aus öffentlichen und privaten Mitteln.

Das Zentrum in „Tegel“ bleibt in veränderter Form bestehen

Bis Mitte 2026 soll das Aufnahmezentrum in „Tegel“ gemäß EU-Standards umgebaut werden: Statt Zelten werden Wohncontainer aufgestellt. Das modernisierte Zentrum wird Platz für bis zu 2.600 Personen bieten und voraussichtlich bis Mitte 2031 genutzt werden.

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